Sonntag, 24. November 2013

Regen und Nebel

Während draußen die Tage endgültig kälter werden
und erste Glühweinstände
auf menschengefluteten Marktplätzen
ihre Holzverschläge hochklappen
sitze ich teetrinkend in meinem Zimmer
und denke darüber nach
dass die Zeit
die mir zwischen zwei chaosgeschwängerten Jahren bleibt
genug Raum
für einsame Ruhe
gute Bücher
und schöne Gedanken bietet
um dann, in einigen Monaten
wenn vor der Tür wieder die ersten bunten Blüten sprießen
in den selben sinnlosen Kampf zu ziehen
in den es mich jedes Jahr auf's neue verschlägt.
Jetzt grade
bin ich glücklich und zufrieden
mit der Art, wie die Dinge laufen
und freue mich von ganzem Herzen
darüber, das alles ist
wie es nunmal ist.

Montag, 18. November 2013

Neuronenrosen

Unkraut im Garten
das wuchert und wuchert
und jedes mal
wenn du versuchst
eine von den Pflanzen
auszureissen
graben sich ihre schwarzen Dornen
tief in dein Fleisch

Und selbst wenn du
eine von den bordeauxroten Blüten
vom  Stiel getrennt kriegst
sprießen direkt zehn neue nach

Man traut sich kaum noch aus dem Haus
so verwildert ist es vor der Tür
das dornige Dickicht versperrt den Weg
und hüllt alles
in grauen Schatten

Und wenn ich eine Zigarette rauchend
aus dem Küchenfenster schaue
dann ist immer Herbst

Sonntag, 17. November 2013

Langsam wird's wirklich kalt draußen

Der Große und der Gewinner
sitzen auf einer Steinmauer
und lassen die Beine baumeln
während sie
schweigend
in den wolkenlosen Himmel schauen.
Beide wissen
dass sie gleichermaßen
hoffnungslos sind
und dass sie
viellleicht
zum letzten mal
beisammen sitzen.
Die letzte Nacht
verblasst
mit leisem Zischen
und der kommende Tag
rollt rauschend
am grauen Horizont entlang.

Wie lange ist es her?
Wir sind doch
überhaupt nicht älter geworden
und kürzlich noch
waren wir friedliche Schöngeister
die gedankenlos
um die Häuser streiften.

Heute
geht jeder für sich
seinen eigenen wirren Weg
obwohl wir
im Herzen
doch noch immer
dieselben Kinder sind
die wir damals waren

Donnerstag, 14. November 2013

Regenschauer

Säure läuft langsam meine trockene Kehle hinunter, während die Erschöpfung meine Knie zittern lässt.
Gestern noch platzte die letzte bunte Hoffnung mit lautem Knall dem Herbst entgegen und heute schon ist der Himmel grau, meine Seele leer.

Es ist kalt geworden.
Meine eingefallenen Wangen beben durch das mechanische Malmen, den wirren Tanz, den Ober- und Unterkiefer gemeinsam vollführen.
Müdigkeit legt sich wie ein schützendes Tuch über mich, verdeckt mir die Augen.

Wohltuender Schleier aus Desinteresse.
Zu müde, um mich vor den tausend Augen zu fürchten, die mich anstarren.
Sie sind mir einfach egal.

Regen prasselt gegen die Fensterscheibe der überfüllten Straßenbahn und dunkelgraue Wolken verdrängen den Himmel.
Ich falle kurz in nervösen, traumlosen Schlaf.
Das Buch, an dessen letzten zehn Seiten ich mich schon nicht mehr erinnern kann, gleitet mir aus den Händen und rutscht geräuschlos auf den von dreckigen Schuhen bedeckten Boden.
Neben mir schreit ein Kind.
Ich zucke kurz, stoße mir den Kopf an einer kalten Eisenstange, hebe wort- und emotionslos das Buch wieder auf und starre mit leerem Blick auf die beiden willkürlich aufgeschlagenen Seiten.
Als ich das wieder Buch senke, sehe ich, dass der Bus, in dem ich sitze, leer ist.

Die Sonne geht auf.

Samstag, 9. November 2013

Wie es sich anfühlt auf einer Geburtstagsfeier zu übernachten

Das Einzige
was mich
und den harten Steinboden trennt
sind ein paar dünne Stoffmatten
und wie ich so
durch den dunklen Raum hindurch
die Zimmerdecke anstarre
denke ich mir
was für ein Elend das doch alles ist

Um mich herum
Stinkende Körper
von betrunkenen Typen
und in der Luft liegt
der Geruch von schalem Bier
und kaltem Rauch

Soll das
wirklich die Antwort sein
auf meine Einsamkeit
Mir einen Raum zu teilen
mit anderen verlorenen Seelen
die ihren Rausch ausschlafen

Durch das Fenster
scheint der Mond
und ich sehe
die Wipfel der Bäume
und stelle mir vor
wie ich mit meinen Schuhen im Morast stecken bleibe
und langsam darin versinke

Ich schließe meine Augen
atme ein
und höre das laute Rattern des Kühlschranks
während die Anzeige des Digitalweckers
sich um eine Minute erhöht

Die letzten Jahre
haben mich traurig und nervös werden lassen
selten nehme ich mir die Zeit
einzuatmen
und dann die Gedanken
einfach ein wenig kreisen zu lassen
doch hier
inmitten leerer Bierflaschen
und dreckigen Schuhen
hier habe ich meine Ruhe

Freitag, 8. November 2013

Gedankenschrott

Herbstgedanken
Laub das fällt
Schritte wanken
kalte Welt

Regen rieselt
leise nieder
auf die stummen Straßen

Leere Augen
schwarze Herzen
jedes Jahr derselbe Kampf

Liege schweigend
einsam denkend
in dem Loch das mich umgibt

Vögel fliegen
singen leise 
ihr altes Lied
vom Herbstbeginn

Dunkle Wolken

Und sie marschieren wieder
voll Wut und Hass
auf demselben Pflaster
über das Jahrzehnte zuvor
unschuldiges Blut floss.

Ich schließe das Fenster
denn mir wird schlecht
von dem Gestank der braunen Pest.

Dunkle Wolken ziehen auf
Demagogen auf Bühnen
vergiften das Volk
einsam und ohnmächtig
schauen wir zu
wie die Geschichte sich wiederholt.