Sonntag, 30. März 2014

As Always

Der bittersüße Beigeschmack
der Gewissheit
dass sich hier ja doch nichts ändert
wir wie gewohnt unsere Bahnen ziehen
unsere Runden drehen
und auf der immer gleichen Parkbank
der Sonne beim Aufgehen zusehen

Samstag, 29. März 2014

?

Ich hab keine Ahnung wie's dir geht
wo du gerade bist
und was du dort machst
alles, was ich weiß,
ist, dass ich mich selbst
irgendwo auf der Reise
von gestern nach morgen
verloren habe.

Urlaub/Abgrund

Es ist ungewohnt
nach so langer Zeit
wieder hier zu sein
in diesem leerstehenden Haus
dessen Wände ich einst so bunt bemalte
um die abbröckelnde Fassade zu überdecken
Die Fenster sind eingeschlagen
und die Heizung knackt
Wind heult durch alle Zimmer
begleitet einzig und allein von dem Echo
meiner wirren Selbstgespräche
die Tür ist verbarrikadiert
Im Keller verwesen die Leichen
und durch das löchrige Dach
tropft der Regen auf den morschen Holzboden
Im verwilderten Garten
liegen versteckt zwischen hohen Grashalmen
und wuchernden Brennnesseln
die verrosteten Trümmerteile der Luftschlösser
die wir uns, blauäugig wie wir damals waren,
an längst vergangenen Sommertagen
in den Himmel malten

Dienstag, 25. März 2014

Taub Stumm Blind

Das falsche Lächeln
aufgemalt in dunkelrot
blättert langsam ab.
 Feine Risse
durchzieh'n das Porzellangesicht
und schneeweiße Splitter
brechen aus Mundwinkeln.
Der Blick in den Spiegel
zeigt statt dem sonst so blauen Meer
bloß zwei schwarze Löcher
aus denen dickflüssig und zäh
dunkler Schlamm hinunterläuft.

Er legt den Kopf in den Nacken
und blickt
durch die Löcher in der Zimmerdecke hindurch
in Richtung Himmel
und dort oben wabern dunkle Wolken
und wilde Stürme peitschen
zwischen zuckenden Blitzen
und kreisenden Raben umher.

Diese eklige Lügenwelt
ist gebaut auf verbrannter Erde
hier ist ewig kein Leben mehr
war in Wahrheit niemals da
nichts als der gelangweilte Tod
der zu seiner Unterhaltung
mit knochigen Fingern die Fäden zieht
die uns Puppen tanzen lassen.

Sonntag, 23. März 2014

Grinsekatze (zweiter Teil)

Sie lacht über Panikatacken
und Drogensüchte, über zerbrechende Spiegel
und Schnittwunden. Sie lacht über Technoclubs, Kinderpornos,
scheiternde Revolutionen
und Psychosen. Sie lacht über Rasierklingen
über rotes Badewasser über Schlaftabletten und
offene Fenster im zehnten Stock

Und während ich hier so langgehe
mich alle paar Sekunden nervös umdrehe
habe ich dieses beißende Lachen im Ohr
bei dem sich meine Nackenhaare aufstellen.
Aber irgendein Teil, ganz tief in mir - der lacht mit ihr.

58 Stunden

Die Metallschnallen des Armeerucksacks klimpern leise
mit jedem weiteren Schritt
den ich durch die schmale Schneise
zwischen Weisheit und Wahnsinn schreite
die sich jeden Sonntag
für ein paar Augenblicke auftut

Freitag, 21. März 2014

Winter Frühling Sommer Herbst

Hallo lieber Frühling
schön dass du da bist
nur irgendwie ist das
dem Dämon in meinem Kopf
vollkommen egal
der lacht bloß hämisch
rollt meine kindliche Freude zu 'nem Schein
krallt seine kalten Fingernägel tief in mein Hirn
 zieht sich 'ne dicke Line Unglück
und reißt seine dunkelschwarzen Augen auf

Dienstag, 11. März 2014

Diese Ungewissheit ist furchtbar


Kleine bunte Pillen und große schwarze Augen
Wochenende für Wochenende
kratze ich mir mit knirschenden Zähnen
den letzten Rest Endorphinschleim
von der verwesenden Großhirnrinde

Ewig leere Mägen
und hektisch schlagende Herzen
Wochenende für Wochenende
renne ich mit weit aufgerissenen Augen
meinen bittersüßen Träumen hinterher

Wummernd dunkle Bässe
und schwitzend tanzende Körper
Wochenende für Wochenende
treffe ich gesichtslose Teilzeitfreunde
für die immer gleichen Scheingespräche

Kollektive Rauschekstase
und gut versteckte Einsamkeit
Wochenende für Wochenende
wächst die Eisschicht um mein Herz
ein paar Zentimeter mehr

Donnerstag, 6. März 2014

Grinsekatze (erster Teil)

Die Grinsekatze hängt mal wieder lachend am Nachthimmel
bleckt ungeniert ihre weißen Zähne
und auch wenn man ihre Augen nicht sehen kann
weiß man doch
sie starrt mit irrem Blick zu uns hinunter
und lacht sich die verdorbene Seele aus dem kleinen Leib

Mittwoch, 5. März 2014

7 uhr / Ich schlafe ein

Neben dem Bett
liegen die geleerten Weinflaschen
der letzten Nacht
und nach und nach
fallen blutrote Tropfen
auf den verstaubten Holzboden

Die Zimmerdecke rotiert
draußen zwitschern die Vögel
das Telefon klingelt
der Postbote schellt an der Tür
und ich verstecke mich
traurig lächelnd
in dunklen Träumen

Dienstag, 4. März 2014

Abgestürzt und aufgeklatscht

Ich werd die Schmerzen
nie vergessen können
und trotzdem
ziehe ich demütig den Hut
vor all den großartigen Momenten
die mich dieses Leben
hat erleben lassen

All die fantastischen Gestalten
die mir auf meiner Reise
am Wegesrand begegnet sind
und auch wenn es nicht so aussieht
ich denke oft an euch
meine lieben Freunde

Ausgespuckt und ausgekotzt

Ich presse meine gelben Zähne aufeinander
und meine spröden Lippen platzen auf
ein faltiges Grinsen strahlt
dem funkelnden Himmel entgegen
der unbeeindruckt davon
weiter seinen schützenden
blauen Mantel über uns legt

Die golden glühende Frühlingssonne
und das warme zwitschern
der bunten Vögel
vor meinem kleinen Fenster
lassen nach und nach
das Eis in meinem Hirn
schmelzen
und bittere Sturzbäche
von eiskaltem Gletscherwasser
strömen nach und nach
aus meinen trüben Augen
während ich lache
und über die Wiese schlendere
und mich frage
wieso ich so lange
nicht mehr geliebt habe.

Sonntag, 2. März 2014

Frührente

Die Gesprächsthemen
von mir und meinem Großvater
schwanken zwischen
seinen paranoiden Wahnvorstellungen
undurchsichtigen Arbeitsaufträgen
und absurden Vorwürfen.
Dabei hatte ich den wirren alten
doch irgendwann mal
so furchtbar gern.
Und da wundert man sich noch
dass man
nicht alt werden will.