Freitag, 30. Mai 2014

Der Rausch

Eine verzerrte kleine Welt
inmitten einer verschneiten Schneekugel
gut verborgen unter dunklen Tüchern
jenseits aller Orte
ohne Raum und ohne Zeit

Verschlungene Pfade münden
an vergoldeten Toren
groß in Richtung Himmel ragend
aufgebaut vor prächtigen Hallen
in denen reich verzierte Säulen
und Parkett bedeckt mit blutrotem Samt
den tiefen Wunsch erwecken
auf ewig zu verweilen

Seltsame Melodien betören den Geist
in unverständlichen Sprachen
übertönen zart gesummt
die ins Schloss fallende Tür
und alles versinkt
ganz leise
in fallendem Schnee

Ich werd auch nicht jünger

Der Sekundenzeiger
tickt ungehindert weiter
die Farbe im Gesicht
kehrt Stück für Stück zurück
dennoch zier'n dieselben dunklen Schatten
weiterhin meinen Blick

Und ich hebe mein Glas Wein
auf all die Freunde, die mein
Leben ein Stück begleiteten
bis es an der Zeit war zum Weitergeh'n

Glaubt mir ich vergess euch nicht
keinen unserer Momente
in Gedanken bin ich bei euch
von jetzt an bis zum Ende

Samstag, 24. Mai 2014

Luftschlossnotlandung

Gestern noch
glaubte ich
die Art und Weise
meiner Gedanken
verstanden zu haben.

Denn das Chaos ist von innen
wesentlich überschaubarer
als es nach außen hin erscheinen mag
und auch der Käfig in dem man sitzt
wird nicht dadurch größer
dass er aus Gold ist
selbst der dunkelbunt schimmernde Wahnsinn
hat in Wahrheit
weit weniger Charakter
als der süße Klang
seiner doppelzüngigen Versprechen
vermuten lässt.

Aber das alles sind Gedanken
die ich vielleicht besser für mich behalte
denn sonst verlieren all die aufgeblasenen Narzissten da draußen
ganz schnell den Boden unter den Füßen.
Genau wie ich.

Mittwoch, 7. Mai 2014

Sonntagsfrühstück

Der Frühlingsregen spült den Dreck von den Straßen
und das monotone Prasseln der Tropfen
auf den grauen Asphalt
führt mich langsam aber sicher aus einem tiefen Schlaf
zurück in die Realität.

Und wie ich so verwirrt meine blauen Augen aufschlage
und mehrmals unsicher blinzelnd
die weiße Zimmerdecke anstarre
ist mir, als wäre ich in letzter Sekunde
aus einem bizarren Traum entkommen
dessen schemenhafte Erinnerung
mit jedem Atemzug an Form verliert.

Die Fenster stehen sperrangelweit offen
klappern ungeduldig
angetrieben von rauschenden Windzügen
im Garten wiegen sich die grünen Grashalme sanft hin und her
und ich denke es, es ist an der Zeit aufzustehen.