Donnerstag, 25. September 2014

Und ich leb mein Leben in etwa so begeistert als wär's mein Nebenjob.

Wie es scheint, zähl ich noch immer zu den ewig durchen Taugenichtsen,
versuch so gut es geht, die viel zu lange Zeit hier abzusitzen.
Und wird mir, wie jetzt, das Menschsein zu viel, dann schieß ich mich ins All,
auf ein verzerrtes, krankes Lächeln, folgt dann der tagelange Fall.
Wenn ich schon nicht den leeren Kopf oben halten kann, dann wenigstens den Pegel,
bin Nacht für Nacht unterwegs in Richtung Nirgendwo, setze zerfetzte Segel.

Mittwoch, 24. September 2014

Samstagnachmittag

Ich liege bäuchlings auf meinem Bett, das von einem schwarzen Holzrand umgeben ist, der mehr und mehr zu einem mich einschließenden Labyrinth aus leeren Flaschen mutiert, und drehe mir eine lächerlich schmale Zigarette, aus den beklagenswert wenigen Tabakkrümeln, die die vergangene Nacht überlebt haben.
Unangenehm silbergrau kriecht das Herbstlicht langsam durch die zugezogenen Vorhänge in mein Zimmer und legt sich stöhnend über Wände, Bilder und Möbel.
Alles wirkt seltsam unbewohnt, die Bilder hängen verwahrlost von den Wänden, der Bürostuhl steht nutzlos in der Mitte des Raumes herum und Staub sammelt sich geräuschlos auf dem Holzboden.
Ich liege regungslos da, lasse die Dinge ihren Lauf nehmen und fühle mich wie mein eigener Geist.

Freitag, 19. September 2014

Spätsommer

Ich beobachte durch das verschmierte Fensterglas hindurch gelangweilt, wie eine Ereignislosigkeit die andere durch den Vorgarten jagt, letztendlich doch die Lust verliert und sich erschöpft auf die von der Septembersonne aufgewärmte Wiese fallen lässt.

Die alt gewordene Katze schaut langsam und verschlafen hinterher,
reißt ihr Maul so weit es geht zu einem herzzerreißenden Gähnen auf
dreht sich dann desinteressiert im Schatten der Bäume um und schläft wieder ein.

Am Himmel ziehen ein paar Grüppchen in Formation fliegender Vögel in Richtung Süden
lachen uns, die hier unten am Boden festklebend den Winter erwarten, kreischend aus
und verschwinden letztlich als schwarze Punkte am Horizont.

Der von Krebs zerfressene, uralte Nachbar – nur noch Haut und Knochen – sitzt auf seinem elektrischen Rasenmäher, hebt träge seine Hand zum Gruß, lächelt durch den Schatten seines großen Anglerhuts hindurch müde in meine Richtung und dreht weiter seine Runden ums Haus.

Und irgendwie scheint die Zeit eingefroren
tropft kaum merklich in Richtung Zukunft
und überlässt mich schutzlos der Leere.

Mittwoch, 10. September 2014

Gesprächsfetzen

Meine Heimatstadt liegt schweigend im Dreck
schält sich behäbig aus ihrer verwesenden Haut
und streift langsam die Vergangenheit ab.

Und auch die Bewohner tun es ihr gleich
fällen die trauernden Bäume des Waldes
und schnitzen sich aus ihrem morschen Holz neue Masken.

Wenn ich jetzt die Orte meiner Jugend besuche
stehe ich apathisch am Wegrand
und in meinen Augen spiegelt sich keine Schönheit mehr.

Das Einzige, was ich dort sehe
ist die klaffende Wunde, die die Zeit im Vorbeiziehen
in die Herzen all derer reißt, die einst liebten.

Da steh ich nun ich armer Tor

Der Pyrrhussieg über Traumtanz und Absturz lässt mich in eine Welt zurückstolpern,
deren Sinnlosigkeit ich schon damals nicht verstand.
Verwirrt verwachse ich mit dem grünen Gras der Wiese,
starre unverwandt in den synthetisch blauen Himmel,
dessen Geheimnis sich mir auch diesen Sommer nicht erschließt.

Über meinem Kopf das alte Damoklesschwert,
an teerschwarzen Schatten hängend, die noch den goldensten Sonnenaufgang gierig verschlucken,
begleitet vom Dilemma des Misanthropen: Einsamkeit und Ekel nicht ertragen zu können
und wieder und wieder in die verhasste Gesellschaft der Verdorbenen flüchten zu müssen,
die auf ewig ihre Runden im Rattenkäfig drehen.

Samstag, 6. September 2014

September

Zwei Bier, eine Flasche Sekt und plötzlich platzt der Knoten.
All die wirren Worte
die sich so lange im Kopf anstauten
platzen in einem bunten Schwall aufs Papier.
Ich sitze immer noch
im selben Zimmer
und schreibe
als hinge mein Leben davon ab.
Schreibe und schreibe und schreibe
bis die Sonne aufgeht
und ich erschöpft einschlafe.

Kleine Pause

Wenn der altbekannte Wahnsinn
flammend grüßt
streife ich die dicke Jacke über
und flüchte vor die Tür.
Am Nachthimmel steht der Mond
fett und vollgefressen
verborgen hinter wabernden Tim Burton Wolken.
Der Schnaps in der Innentasche
lässt mich den Irrsinn des Tages
langsam vergessen
und irgendwie bin ich zufrieden und dankbar
für all die Jahre
die im Hinterkopf
den wirren alten Walzer tanzen.
Ich habe keine Ahnung, wo mich dieses Leben hinzieht
lasse mich wehrlos treiben
lache ein bisschen
und schließe die Augen.

Freitag, 5. September 2014

Ein kleiner Appell

Als ich letztens, nach sehr langer Zeit
wieder eine Nacht im Club verbrachte,
dachte ich darüber nach, was für widerlich in unseren Gehirnen
metastasierende Geschwüre Selbstbezogenheit und
Leistungsdenken doch sind.

Es ist anmaßend, sich der löchrigen Lüge der
Selbstsicherheit hinzugeben –
wie das Kind, das in der Ebbe die größte Sandburg
baut, um anschließend dem Meer auf ewig
den Rücken zuzukehren,
damit es weiter in dem Glauben an die Beständigkeit
seines Meisterwerks verharren kann.

Wir sind ein wirres Märchen, wieder und wieder erzählt
von überforderten Neuronen, die apathisch vor sich
hinmurmelnd ihr Dasein fristen, um nicht endgültig
dem flammenden Wahnsinn zu verfallen.

Montag, 1. September 2014

Sucht

Hinter der an meinem Gesicht festgewachsenen
grotesken Clownsmaske
verbirgt sich ein einsames Land
aus verbrannter Erde.

Schwärme von schwarzen Raben
verdecken die Sonne
und die ewige Nacht
vergiftet mein Herz.

Alles was bleibt
sind die verlogenen Fieberträume
in denen sich mein goldener Käfig
einen Spalt weit öffnet.

Ich würde so gerne fliehen
doch die Ketten sind schwer.
Es tut mir unendlich leid.