Freitag, 10. Oktober 2014

Vollmond

Die grotesk kreisrunde Glühbirne, einer überdimensionalen am Himmel hängenden Taschenlampe, taucht alles in meinem Sichtfeld in ein abartig klares Licht, sodass ich den nächtlich kalten Herbstwind nicht bloß durch das rhythmische Klirren der im Dunkeln verborgenen Metallstangen hören kann, sondern sogar den wirren Walzer wahrnehme, den er den dunkelgrünen Grashalmen der Hofgartenwiese dirigiert.

Es ist beunruhigend, um diese Uhrzeit noch so viel von der Welt sehen zu müssen, und auch, wenn es mich traurig macht, den sonst so vertrauten Anblick der Stadt bei Nacht, durch grelle Lichtfetzen beinahe bis zur Unkenntlichkeit entstellt ertragen zu müssen, genieße ich den seltsam klar pulsierenden Geruch, der wirklich nur in herbstlichen Vollmondnächten wie dieser in der Luft liegt.

Samstag, 4. Oktober 2014

Achso

In Wahrheit sind wir doch alle
bloß auf der Suche
nach dem richtigen Käfig

Nächste Haltestelle: Stadthaus. Next Stop: City Hall

Heute Nacht ist eine gelblich weiße Zitronenscheibe an den unsichtbaren Glasrand des tiefschwarzen Himmels gesteckt, und gierig saugt mein dehydrierter Körper das kalte Bier die trockene Kehle hinunter, in den zersetzen Magen hinein, während mein matschiges Gehirn sich über die inflationäre Verwendung von beschreibenden Adjektiven amüsiert, als sei das wirklich notwendig, um einen halbwegs vernünftigen Text zu verfassen.
Und während diese wertlosen Gedankenfetzen so durch mein Hirn hetzen, zerreißt es mir beinahe das Herz, wie rücksichtslos der grell strahlende Bahnwaggon den dichten Schleier der Nacht zerschneidet, als er sich ratternd die Schienen entlang schiebt.
Das stöhnende Pumpen und Kreischen der elektrischen Türen zerrt mich wieder und wieder aus meinem seligen Fieberhalbschlaf zurück auf das viel zu harte, geschmacklos grün gemusterte Polster des Viersitzers auf dem ich liege, und lässt mich die Mutter des Architekten, der diese konstruierte, aufs Übelste verfluchen.

Sentimentaler Dreizeiler

Viel zu große Teile meiner Persönlichkeit in dir hinterlassen,
als dass ich noch ansatzweise als autonomes Individuum existieren könnte,
und heimlich hoffe ich, du hälst sie wenigstens in Ehren.