Montag, 17. November 2014

Prometheus

Ich schreie, ich tobe, ich kämpfe,
doch kriege sie einfach nicht klein:
die verfluchte Rose in meiner Brust.

Ich trinke literweise Gift in dunklen Ecken,
doch schaffe ich es nicht, ihr Strahlen zu verdecken.
Es macht mich krank, es zehrt mich aus, es hält mich wach;
vergiftet den gereizten Verstand
doch in einem Raum voller Spiegel,
kann man sich nicht verstecken.
Sie pumpt rotes Blut durch meine Venen,
treibt mich hektisch an, nicht sinnlos zu vergehen,
und lässt die Lunge tiefe Züge Nachtluft nehmen.

Und wenn ich wie im Wahn
an ihren Blüten zerre und reiße,
bohren sich ihre schwarzen Dornen
tief in mein weißes Fleisch
und lassen mich fühlen, dass ich noch Mensch bin.
Selbst wenn ich, vollkommen erschöpft und zerschunden,
blutüberströmt in Siegesgeheul verfalle,
in den Händen, ein einzelner, abgebrochener Stachel,
sprießen zehn neue nach; die Hydra in mir.

Ich schieße Blitze, konserviere mich selbst,
lasse mir lachend Säure in die Augen laufen;
doch steht sie unversehrt noch da
leuchtet grell und klar;
verjagt die Nacht aus meinem Herzen,
lässt nicht zu, dass ich erblinde,
und lindert ungefragt die Schmerzen.

Egal wie sehr ich es auch wünsche,
mich flehend, kreischend, krampfend auf dem Boden winde,
so weiß ich doch, durch sie, was richtig ist,
kann nicht aufhören Gutes zu wollen,
die Menschen, die mich kennen, zu lieben.
 
Ich reiße Löcher in die Welt,
verbrenne dabei langsam selbst,
kann mich nicht zwingen zu vergessen,
kann nicht aufhören zu bereuen;
eine Schneise aus Zerstörung
verfolgt mich nachts
in wirren Träumen.

Ich hab' mit aller Kraft versucht ein schlechter Mensch zu sein,
doch kriege ich sie einfach nicht klein:
die verfluchte Rose in meiner Brust.

Sonntag, 9. November 2014

Upps

Eben beim Duschen
habe ich darüber nachgedacht,
mich mal bei meinem Großvater zu melden,
aber ich glaube,
der hat in seiner Urne,
so zwei, drei Meter unter der Erde,
vermutlich recht schlechten Empfang.

Hallo Reue,
lange nicht gesehen;
Du siehst noch
genauso wunderschön aus
wie ich Dich in Erinnerung hatte.

Dienstag, 4. November 2014

Winterschlaf

Man sollte sich einfach
eine Höhle bauen
mit vielen Decken und vielen Kissen
und sich darin einkugeln
und für immer die Augen schließen
oder zumindest so lange
bis die Dinge vor dem Fenster
wieder ein kleines bisschen
besser aussehen.

Ach, fuck

Mir geht es momentan nicht schlecht genug,
um wirklich abhängig von Dir  zu sein
und immer noch viel zu gut,
um glaubhaftes Interesse an all Deinen
belanglosen Geschichten zu heucheln.

Regenwolken kleben seit Wochen am Himmel fest,
und meine ausgebleichten Augen starren trüb ins Leere.
Mein Körper schiebt sich wie mechanisch
durch das graue Nebelmeer
das nach und nach
die ganze Stadt verschluckt.

Du langweilst mich
auf eine so ekelhaft abstoßende Art und Weise,
dass ich mir nicht mal mehr die Mühe mache,
mir selbst einzureden, ich bräuchte Dich,
um irgendwie klarzukommen.

Jetzt gerade
bin ich vollkommen allein
und höre nichts als die ewige Stille,
die meinem verdrehten Kopf
die ungefähre Richtung weist.

Der Kreislauf fährt langsam runter
und ob ich will oder nicht,
die lahm werdenden Gliedmaßen
lassen mich deutlich spüren,
dass ich bald schon
sehr tief schlafen werde.

November

Der Weg der Besserung
ist immer noch kein Zuckerschlecken;
ich verlass im Dunkeln das Haus
und komm im Dunkeln zurück;
stehe nachts, mit blau gefrorenen Füßen
auf dem nassen Asphalt
und rede mir verzweifelt ein
ich sei bald schon wieder ganz der Alte.
Belüge mich selbst.
Bald bin ich wieder ganz ich selbst.
Bald.