Freitag, 12. Juni 2015

Da war ja noch wer

Mein Kopf hat euch alle fast vergessen
hat beinahe Erfolg damit gehabt
die Erinnerung zu verdrängen
doch manchmal
so wie jetzt
da meldet sich mein Herz
und schreit mich an:

,,Du kalter, kranker Mensch.
Was denkst du, wer du bist?''

Irgendwie schade
dass die Dinge
so gekommen sind
das wollte wirklich niemand
keiner von uns.

I Saw Water

Ein Teil von mir ist mit euch gestorben
der Andere hat Angst;
kauert sich, wenn es donnert
wimmernd unter der Decke zusammen
zuckt und krampft;
liest sich mit verstellter Stimme
stundenlang seine eigenen Texte vor
um dann irgendwann, irgendwie
ein bisschen zur Ruhe zu kommen;
liegt nutzlos da;
denkt sich, es macht Alles keinen Sinn;
fragt sich so unendlich oft
warum ihr weg seid;
Findet keine Antwort.

Die Ungerechtigkeit
hat Alles zerrissen
aber die Erinnerung
an die Sommerferien
bleibt auf ewig
in Texten, auf Papier
und in den Köpfen
von uns
und unseren Freunden

Text für Teresa

Es ist Sommer
Du sitzt neben mir
Der schwarze Wagen
Schiebt sich
Mit durch die offenen Fenster
Hindurchwirbelnder Abendluft
An den hinter Kleinstadt schlafenden
Dörfern und Wiesen vorbei
Während über uns
Verschwommene Sonnenflecken
Hinter dicken dichten Wolken verlaufen
Du trägst dieses wunderschöne blaue Kleid
Und auch wenn mein Leben
Meistens keinen Wert hat
Dieser Moment ist schön
Scheinbar geht es weiter
Die Luft zittert ein bisschen
Es ist Sommer

Freitag, 5. Juni 2015

Geben und Nehmen

Grün leuchtend
frisst sich die gierige Welt
ihren Weg zum Horizont
beißt sich
eine
im Moment ihres Entstehens
zu zerfallen drohende
Einheit bildend
fest
die für
einen einzigen
alles überschattenden
Moment der Wahrheit
die Mitte allen Seins
markiert
und Antworten
auf eine Frage offenbart
die schon beinahe
vergessen war

Dienstag, 2. Juni 2015

Gegen Hässlich kann man nichts machen

Aus den stets verschlossenen Kabinentüren dringt das leise Knistern der Alufolie, gefolgt von dem Klicken der Feuerzeuge. Von der Wand gegenüber ragen metallene Pissoirs in den Raum - die Mehrheit demoliert, verschmiert, von wirr umwickeltem Klebeband verziert. Im Nebenraum das zerbrochene Waschbecken, ohne Spiegel, aus dessen Hahn Tropfen für Tropfen in Richtung vermeintlicher Freiheit rinnt. Alles eingeschlossen, umhüllt und durchdrungen von dem blauen Licht, das sich von Keramikfliesen abprallend, irgendwie in sich selbst zu verlieren scheint. Ein zeitloser, dreckiger Ort, der irgendwann einmal, einfach so, als wäre es Nichts, stehen geblieben ist und aufgehört hat, den Regeln der Realität zu folgen. Hier findet man keine Schönheit, und auch sonst sehr wenig, außer dem Leben und dem Tod.