Montag, 24. Oktober 2016

T. M. A. II

Ich will nur, dass Du weißt, dass ich Angst hab, dass Du stirbst;
ganz einfach, weil du ein Mensch bist,
der mir trotz allem noch am Herzen hängt;
und das mein ich nicht als Anker, der Dich wider Deines Willens hält,
sondern bloß, weil ich will – von ganzem Herzen will – dass Du weißt,
dass, obwohl Du nicht mehr daran glaubst,
jemals durch die Nebelwand zu greifen, die Dich so dicht umgibt,
die Menschen, die Dich lieben, Dich sehen und auch fühlen.

Mittwoch, 19. Oktober 2016

In fünfzehn Minuten schließt die Bibliothek

Mein Laptop ist seit Wochen schon kaputt; runtergefallen, als ich schlechte Laune hatte. Und so sehr ich das 21. Jahrhundert auch verachte, alles was nach 2000 geschehen ist, bloß nebenher verlache, muss ich mir doch selber eingestehen, kann ich kaum noch schreiben, ohne das Klackern der Tasten, den konstant flackernden Bildschirm.
Jetzt bin ich, nachdem ich um ca. 22 Uhr noch zur Nervenberuhigung semi-wichtige Haushaltsartikel im Rewe am Friedensplatz einkaufen war – und dort ca. fünfzehn Minuten an der gottverdammten Selbstbedienungskasse herumstand, um vier Kakis; ein völlig überteuertes Fettentfernungsspray, das man, laut Packungsangabe, keinesfalls auf Holzflächen jeglicher Art verwenden sollte, was mir definitiv noch die halbe Wohnung zerfetzen wird; Vollkornbrot; Milch und eine Handvoll Habaneros zu kaufen, weil eben jene Habaneros einfach nicht im verfluchten Selbstbedienungskassenobstundgemüseselbstauswählsystem des Supermarkts verzeichnet waren und ich daraufhin noch mal zurückkriechen musste, um die elende Artikelnummer (2809146) abzufotografieren und mich dann, zu allem Überfluss, ganz so als sei das nicht alles wirklich genug Wahnsinn gewesen, auch noch zum kilometerweit-im-Boden-Versinken-peinlicherweise vor Nervosität verschluckt habe und nur noch genauso spasmisch wie errötend vor mich hingurgeln konnte, als mich die engelsgleiche Kassiererin – die ich vorher schon, absolut unauffällig, mit meinen langen Wimpern hektisch vor den blauen Augen klimpernd, angesprochen hatte, um zu fragen, ob ich die Kakis um diese Uhrzeit denn überhaupt noch qua Selbstbedienungskasse kaufen könne, oder ob in dieser Filiale zufällig leider nicht so etwas wie ein Selbstbedienungskassenobstundgemüseselbstauswählsystem existierte – von sich aus angesprochen hat, um zu fragen, ob das Bezahlen der Kakis denn nun funktionierte, wobei sie ja nicht wissen konnte, dass das Problem auf Grund eines unerwarteten Storytwists in Wahrheit plötzlich bei den Habaneros lag, was ich ihr aber auch nicht in der Lage war zu sagen, weil alles, was ich entgegen konnte, in etwa aus ,,HnnghnnnghnngHabhabhab...'' bestand –
und nachdem exakt das alles passiert war, extra noch, Kopf gesenkt, in die viel zu helle, von viel zu viel viel zu widerlichem, vergoldete Prada-Brillen- sowie die blonden Lockenhaare schmierig zurückgegelt tragendem Herrenmenschenvolk überfüllte ULB geschlichen, um hier an einem der mit der Tastatur klackernden, und dem Bildschirm flackernden PCs zu versuchen, einen Text zu schreiben –
und alles, was mir über die Lippen (beziehungsweise: die Hände) kommt, ist die absolut uneingeschränkte Verwirrung über den Mann mit Brille und Topfschnitt am Nachbar-PC, der gänzlich ungeniert, von einer mehr als stoischen Ruhe eingenommen, mit völlig übersteuertem Ton Fußball über augenscheinlich illegale Streamingportale schaut, während er nebenbei bizarre Urlaubsfotos betrachtet.
Aber das ist ja auch alles irgendwie nicht das wirklich Wahre.
Dabei gäbe es doch so furchtbar viel zu erzählen.