Sonntag, 9. April 2017

Hanami II

Ein ungewohnt ruhiger und klarer Samstagnachmittag in Bonn:
Das quadratische Bibliotheksgebäude ragt,
grau-weiß den hellblauen Himmel kontras- sowie kastrierend,
aus diesem doch auch erst erwachsend,
aus ihm hervor,
schneidet sich – seiner selbst so absolut gewiss –
stumm und unbarmherzig, mit tiefen Schnitten durch die blaue Kuppel
(die heut mehr wie eine Leinwand wirkt) und in die Welt hinein.

Auf dem Vorhof des Gebäudes sitzen oder liegen Mädchen,
in kurzen Tops und weiten Hosen, faul auf den Steinplatten herum.
Die Frühlingssonne wärmt die ganze Stadt. 
Eins von ihnen dreht sich zu mir um –
ich werfe eine letzte Hand Studentenfutter in den Mund,
kaue lustlos darauf rum und starre stumpf zurück.
In manchen Straßen fallen Kirschblüten,
der Rhein fließt träge vor sich hin,
manchmal schwimmen Ruderer vorbei.